Ikone der Evolution: das Primatenfossil "Ida"

WDR Zeitzeichen 19.05.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 20.05.2099 WDR 5

Die Grube Messel in Hessen wird 1983 Fundort von etwas, das mit der öffentlichen Präsentation am 19.5.2009 zur Weltsensation wird: ein Primatenfossil, 47 Mio. Jahre alt.

Der norwegische Paläontologe Jorn Hurum präsentiert 2009 publikumswirksam den Ankauf des frühen Primaten-Fossils Darwinius masillae aus dem Eozän (Alter 47 Millionen Jahre) der Grube Messel, das über Umwege privater Sammler an die Universität Oslo kommt. Den Holotyp bennent er nach seiner Tochter Ida. Seine öffentliche Ankündigung einer "revolutionären" neuen Entdeckung erweist sich später aus wissenschaftlicher Sicht als übertrieben, da es sich als wahrscheinlich nicht direkt zur Vorfahrenlinie des Menschen und der Affen zugehörig erweist. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Prof. Dr. Ottmar Kullmer, Leiter der Abteilung Paläoanthropologie im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt


Mitten in Deutschland, auf halbem Weg zwischen Darmstadt und Frankfurt am Main, ist ein ganz besonderes Fenster in die Vergangenheit zu finden. Die Grube Messel. Etwa einen Kilometer im Durchmesser und rund 60 Meter tief ist die Grube eine sehr ergiebige Fundstelle für Fossilien, die auch besonders gut erhalten sind. Eines dieser Fossilien wird vor 15 Jahren zum weltweiten Medienstar.

Am 19. Mai 2009 stellen der norwegische Paläontologe Jørn Hurum und sein Team der Weltöffentlichkeit die Sensation im New Yorker Museum für Naturgeschichte vor.

Ausgegraben wird das Fossil in der heutigen UNESCO-Weltnaturerbestätte Grube Messel schon 1983 - also über ein Vierteljahrhundert vor seiner öffentlichen Präsentation. Die Politik hat zu diesem Zeitpunkt den wissenschaftlichen Wert der stillgelegten Ölschiefergrube noch nicht erkannt und will sie zur Mülldeponie umfunktionieren.

Bis es soweit ist, dürfen auch Hobby-Forscher auf dem Gelände nach Fossilien suchen. Einer von ihnen findet die Schieferplatte, in der sich ein versteinertes Primatenskelett verbirgt. Die Wissenschaftler geben ihrer Entdeckung den lateinischen Namen "Darwinius masillae". Einen Spitznamen hat das Fossil auch. Jørn Hurum hat es zu Ehren seiner Tochter "Ida" getauft.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • Wie aus einem Vulkan die Grube Messel entsteht,
  • warum der neu entstandene See für Tiere zur tödlichen Falle wird,
  • wie Jørn Hurum die Präsentation des Fossils und der wissenschaftlichen Untersuchungen über "Ida" zum medienwirksamen Event macht,
  • warum Wissenschaftler darum streiten, ob "Ida" ein Trocken- oder Feuchtnasenprimat ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Ottmar Kullmer, Leiter der Abteilung Paläoanthropologie im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.
  • Colin Tudge: Missing Link: Ida und die Anfänge der Menschheit. Der Sensationsfund aus Deutschland. 2009.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Moritz Raestrup

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